ADHS gehört zur Gruppe der hyperkinetischen Störungen (HKS), klassifiziert nach dem ICD10. HKS kann bereits in den ersten fünf Lebensjahren diagnostiziert werden, da bereits hier die ersten Symptome auftreten.
Die Erkrankung äußert sich durch folgendes:
· Mangelnde Beharrlichkeit bei kognitiven Aktivitäten
· Tendenz sprunghaft zwischen unterschiedlichen Tätigkeiten zu wechseln
· Unorganisierter und übermäßiger Bewegungsdrang
Die Kinder sind in den meisten Fällen leichtsinnig und impulsiv, fallen oft durch ihre Unruhe auf und es fällt ihnen schwer sich an Regeln zu halten. Daher ist das Risiko hoch, von anderen Kindern isoliert und ausgegrenzt zu werden (Dilling & Freyberger, 2016). In Beziehungen verhalten sich Kinder mit einer hyperkinetischen Störung meist sozial enthemmt, mit mangelnder Zurückhaltung und Vorsicht. Dissoziales Verhalten und geringes Selbstwertgefühl gehen mit dem Störungsbild einher. (Dilling & Freyberger, 2016). Aus dem geringen Selbstwert resultiert auch eine geringe Frustrationstoleranz.
Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) unterscheidet sich von der HKS lediglich hinsichtlich ihrer Definition und Klassifikation und wird mit Symptomen von Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität/Impulsivität beschrieben (APA, 2013).
Personen, die ADHS haben, haben es meistens sehr schwer sich zu integrieren. Ihr Verhalten wird von Ihrer Umgebung schwer verstanden und bringt oftmals routinierte Alltagsabläufe durcheinander.
Im Kindergarten- und Schulalltag kann sich die Symptomatik mit anhaltender Aktivität, ausgeprägter Trotzreaktion, geringer Ausdauer im Spiel sowie mangelnder Regelakzeptanz, vermehrter Unfallgefährdung, problematischem Sozialverhalten und Teilleistungsschwächen hinsichtlich visueller und auditiver Wahrnehmungen sowie Schwächen in Grob- und Feinmotorik zeigen. Da diese Kinder ihren Bezugspersonen gegenüber wenig Compliance entgegenbringen, kann dies in der Öffentlichkeit oft zu peinlichen Situationen führen (Gawrilow, 2016; Gehrmann & Brandl, 2013).
Jedoch wird meist erst im Grundschulalter eine Diagnostik durchgeführt, da hier die Symptomatik das erste Mal konkrete Probleme im schulischen Alltag zeigt.
Dabei fallen die ADHS-Kinder besonders damit auf, dass sie nicht ruhig am Platz sitzen können, innere Unruhe zeigen und dadurch den Unterricht stören.
Auch Abgelenktheit durch Kleinigkeiten und verstärkte Unfähigkeit zur vollen Konzentration machen sich zunehmend bemerkbar. Im Vergleich zu Kindern ohne ADHS, ist die schulische Laufbahn von Kindern mit ADHS von negativen Erlebnissen, wie ständigen Verwarnungen, dem Ausschluss vom Unterricht (Time Out Klassen), Klassenwiederholungen gekennzeichnet. Dies Alles, obwohl sie intellektuell durchaus mindestens ebenso leistungsfähig sein können wie ihre Mitschüler
Im Jugendalter verändert sich der Verlauf der ADHS. Die Hyperaktivität nimmt zwar ab, jedoch nehmen innere Unruhe, Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen, Risikoverhalten, Verkehrsunfallsgefährdung, Stimmungsschwankungen, Ängste, Depressivität, Leistungsverweigerung („Null-Bock-Mentalität“) und oppositionelles Verhalten zu. Der Schulabschluss erweist sich daher in vielen Fällen als sehr schwierig. (Gehrmann & Brandl, 2013).
Haben Kinder solche oder ähnliche Symptome, sollten sie von einer Klinischen Psychologin rasch diagnostiziert werden. Denn so bekommen Eltern und auch PädagogInnen Tipps wie sie in der Erziehung und Umgang mit dem Kind auf ADHS bestmöglich eingehen können und welche Therapie- bzw. Fördermaßnahmen es braucht. Konflikte und eine Verringerung der Symptomatik können dadurch erreicht werden. Die Lebensqualität der gesamten Familie steigt.
APA. (2013). DSM-5. Diagnostic and Statistical Manual of mental Disorders (Fifth Edition)
Dilling, H. & Freyberger, H. J. (2016). ICD-10 (8. Auflage): Hogrefe.
Gawrilow. (2016). Lehrbuch: ADHS. Modelle, Ursachen, Diagnose, Therapie: UTB
Gehrmann, J. & Brandl, A. (2013). ADHS im Kindesalter. HNO (7), 627-363
Autorinnen: Mag. Ursula Rachle, Dr. Marion Mitsche
Fotos: Pixabay
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