top of page
AutorenbildDr. Mitsche

Ist ADHS eine Modediagnose?

In meinem beruflichen Alltag als Psychologin begegne ich zahlreichen Menschen, die von der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) betroffen sind. Die Idee, ADHS als eine bloße "Modediagnose" zu betrachten, findet in meiner Praxis keine Grundlage.



Stattdessen sehe ich individuelle Schicksale, Menschen, die täglich mit den Herausforderungen dieser ernsthaften Erkrankung ringen. Ob es das Vergessen von alltäglichen Dingen, das Versäumen von Terminen, das zu Schwierigkeiten im Berufsleben führt, oder die Entwicklung von Strategien zur Kompensation ihrer Schwächen ist – die Auswirkungen von ADHS sind vielfältig und real. Die Betroffenen investieren enorme Anstrengungen, um ihren Tag zu meistern, kämpfen oft mit innerer und motorischer Unruhe sowie Impulsivität.


Viele leben Jahre lang mit der Annahme, dass ihre Erfahrungen und Kämpfe normal sind, dass auch andere Menschen immense Kraft aufwenden müssen, um den Alltag und ihre Aufgaben zu bewältigen. Oftmals erfolgt die Diagnose erst im Erwachsenenalter, an einem Wendepunkt, an dem sie realisieren, dass ihre Schwierigkeiten nicht der Norm entsprechen. Die Erkenntnis, "anders" zu sein, kann eine schwere Last sein, eine Last, die viele jahrelang zu verdrängen versucht haben.


Den Reizen der Umgebung entfliehen


ADHS ist keine Laune der Zeit oder ein Produkt moderner Diagnostiktrends. Es handelt sich um eine anerkannte neurologische Störung, deren Auswirkungen tiefgreifend und allumfassend sein können. Die Anerkennung von ADHS als neurologische Erkrankung basiert auf umfangreicher Forschung, die Unterschiede im Gehirn von Menschen mit ADHS im Vergleich zu denen ohne die Störung aufzeigt. Diese Forschung umfasst Studien zur Gehirnstruktur und -funktion, genetische Untersuchungen und die Beobachtung der positiven Reaktion von Betroffenen auf medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlungen.


Gesprächstherapie als wichtiges Tool für den Umgang mit ADHS


Die Begegnungen mit meinen Klienten und Klientinnen bestärken mich in der Überzeugung, dass wir dieser Erkrankung mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und dem notwendigen Verständnis begegnen müssen. Es ist essenziell, die individuellen Kämpfe zu erkennen, anzuerkennen und angemessene Unterstützung zu bieten. ADHS verdient es, jenseits von Schlagworten und Trends, als die komplexe und herausfordernde Erkrankung verstanden zu werden, die sie ist.


Fotos Canva &Wix

0 Kommentare

Comentários


bottom of page